In der Reihe repräsentativer Werkübersichten ist der sechste Band dem Thema Tier gewidmet, das seit der Studienzeit bis zu den späten Farblithografien in dem Werk von Janssen eine ununterbrochene Tradition hat. Es gehört zur Conditio humana, dass sich der Mensch im Tier widerspiegelt. Viele Darstellungen sind deshalb verdeckte oder heimliche Selbstbildnisse. Umgekehrt erschreckt und überrascht auch immer das Tier im Menschen. Das Zwiegespräch darüber wird seit eh und je mit allen Mitteln der Kunst geführt. Fragt sich nur, wie viel Tier der Mensch aushält. Wo fängt es an, wo hört es auf? Horst Janssen hat nichts ausgelassen: vom Floh bis zum Nashorn, vom Falter bis zur Schildkröte tummelt er sich in der ganzen Fauna wie unter seinesgleichen. »Zu Janssens Strategien gehört, daß die Tier-Blätter seines Oeuvres stets aus einem körperhaften Zentrum hervorgehen. Die räumliche Absicherung seiner Geschöpfe, sofern sie den Zeichner überhaupt beschäftigt, ist zweitrangig gegenüber ihrer bald gesammelten, bald unruhigen Leibhaftigkeit - im Leben wie im Verenden, im Schlaf wie in der Erwartung. Nochmals: Zeichner ist, wer vor nichts zurückschreckt. Nicht nur als Baudelaire-Leser weiß Janssen um die Schönheit der Verwesung.« (W. Hofmann)