Napoleon Bonapartes Ägyptenfeldzug prägt das europäische Ägyptenbild bis heute. Obwohl die militärische Intervention nach drei Jahren frühzeitig scheiterte, konnte die kulturelle Eroberung Ägyptens in Alltagskultur, wissenschaftlichen Publikationen, Expeditionsnachrichten und napoleonischen Historiengemälden nachhaltig behauptet werden. Allen Beispielen gemeinsam ist die visuelle Einschreibung des französischen »Kolonisators« als intellektuell überlegen. Der vorliegende Band fragt nach zugrunde liegenden Konzeptionen von »Männlichkei«« und »Ethnizität«. Gegenstand sind wissenschaftliche Druckgrafiken, welche die Sichtbarkeit Ägyptens erhöhten und Eingang in die Historienmalerei fanden und Schlachtengemälde, die im Zuge der Herausbildung des bürgerlichen weißen Männlichkeitsideals das Konzept des modernen Helden etablierten. Nicht mehr die uneingeschränkte Verherrlichung Napoleons garantierte zur Zeit des Empire dessen Souveränität, sondern die bildliche Fixierung und gleichzeitige Aufspaltung des »Orientalen« in viele Einzelcharaktere konstituierte französische Einheit und Stabilität.