Über drei Generationen hinweg hat die Verlegerfamilie um Theodor de Bry in Frankfurt zwei der bedeutendsten Reisesammlungen der Frühen Neuzeit herausgegeben: Die West-Indischen Reisen berichteten von der Entdeckung und Eroberung Amerikas, während die Ost-Indischen Reisen den Aufstieg Hollands zur Handelsmacht in Asien um 1600 mitverfolgten. Beide Serien erschienen deutsch und lateinisch, waren für ein europäisches Publikum bestimmt und reich mit Kupferstichen illustriert. Das global angelegte Verlagsprojekt entfaltete eine Bilderwelt, die von den Wundern und Schrecken der neu entdeckten Welten ebenso geprägt wurde wie von den stereotypen Vorstellungen und bildnerischen Traditionen der Europäer in Bezug auf das Fremde. So entstand ein Bildarchiv, das bis heute aktiv genutzt wird und unsere Vorstellung von der frühen Kolonialgeschichte noch immer beeinflusst. Die multidisziplinären Beiträge des vorliegenden Bandes bieten ein methodisch breites Spektrum von Zugangsweisen zu diesem grossangelegten Verlagsprojekt des ausgehenden 16. Jahrhunderts.