200 Jahre lagerten die Briefe des Grafen Goertz in einem privaten Archiv - nun werden sie erstmals in einer Auswahl veröffentlicht. Johann Eustach von Goertz (1737 - 1821) war einer der wichtigsten Geheimdiplomaten des Preußenkönigs Friedrich II. Die Briefe des Grafen bilden eine bislang unerforschte Quelle zum ausgehenden 18. Jahrhundert. Allein 4000 Briefe wechselte Goertz mit seiner Frau, zu der er trotz vieler Reisen eine innige Beziehung hatte. Die in französischer Sprache verfassten Dokumente waren streng vertraulich und nicht zur Veröffentlichung bestimmt - hier liegen sie in deutscher Übersetzung vor. Graf Goertz begann als Erzieher des späteren Goethe-Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar, den er auf dessen Kavaliersreise nach Paris begleitete. Friedrich II. diente er später als Geheimdiplomat. In der Korrespondenz des Grafen geht es aber nicht nur um die große »kalte« Politik. Goertz« Frau Caroline langweilte sich am kleinen Weimarer Hof mit seinem Klatsch und seinen Intrigen. Ihre Briefe sind offen und kritisch - Goethe und seine Künstlerentourage sind genauso Gegenstand ihrer täglichen Berichte an ihren »lieben Freund« wie die Krankheiten der Kinder. Goertz revanchierte sich bei seiner »besten Frau« mit Schilderungen der Residenzstädte, in die er kam, und übermittelte lebhafte Porträts seiner Zeitgenossen.