Wie unaufdringliche Kaufhausmusik begleitet das Rauschen des kritischen Bewußtseins alle Vollzüge des Lebens. Was früher das Amt radikaler Zivilisationskritik war, erledigen heute die Marketing-Abteilungen der großen Konzerne. Bilder wie die Scheidung zwischen Geist und Geld oder zwischen Moral und Macht sind längst obsolet geworden. Eine Position jenseits der Warenkulturwelt gibt es nicht mehr. Siemons beschreibt das Zivilisationsamalgam von innen her - und gibt dem Leser dadurch die Freiheit der Distanz zurück. Die so oft beschworene »Kulturalisierung der Wirtschaft« oder »Ökonomisierung der Kultur« wird beim Wort genommen; ihre Voraussetzungen und Folgen treten offen zutage. Am Ende steigt die Ahnung auf, daß diese schaurig-schöne neue Welt nicht ewig währen könnte: nicht erst seit der jüngsten Rezession hat ihre äußerliche Vollkommenheit erste Risse bekommen.