Im Januar 1930 übernahm der Nationalsozialist Wilhelm Frick das thüringische Innen- und Volksbildungsministerium. Thüringen und seine Landeshauptstadt Weimar wurde so zur Probebühne legaler Machtergreifung und zum kulturpolitischen Experimentierfeld der Nationalsozialisten. Wenige Monate später signalisierten der Übergang zum Präsidialsystem und der spektakuläre Wahlerfolg der NSDAP bei der Reichstagswahl die Staatskrise der Weimarer Republik. Beide Vorgänge standen über ihre zeitliche Nähe hinaus in engem Zusammenhang. Seit dem späten 19. Jahrhundert war Weimar ein exponierter Ort betont nationaler Kulturerbepflege mit zunehmend völkisch-nationalen Konzepten. Als Gründungsort der Republik und des Bauhauses wurde Weimar zum Schauplatz kultureller Hegemoniekämpfe und Mobilsierungsstrategien. Der Band stellt in zahlreichen Einzelbeiträgen die höchst komplexe kulturpolitische Situation am Ende der Republik und eine aufschlußreiche Chiffre deutscher Intellektuellengeschichte dar.