In der süddeutschen Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts veränderten sich die narrativen Strategien der Bildwerke, zugleich entstanden neuartige Relationen zwischen Einzeltafel und Bildfolge und somit neue Formen zyklischen »Erzählens«. Der Autor versucht, diese Qualitäten spätmittelalterlicher Zyklen als bislang vernachlässigte Bedeutungsebenen auszuweisen. Ausgangspunkt und paradigmatischer Untersuchungsgegenstand sind die sieben überlieferten Tafeln der sog. Karlsruher Passion, die um 1450 höchstwahrscheinlich vom Straßburger Maler Hans Hirtz geschaffen wurde und trotz ihres fragmentarischen Charakters als eine herausragende Leistung nordalpiner »Erzählkunst« des 15. Jahrhunderts gilt.