München 2007. Wilhelm Worringer gehörte zu den bedeutenden Kunsthistorikern der frühen Moderne. Seine über Jahrzehnte hinweg in zahlreichen Auflagen erschienene Dissertation »Abstraktion und Einfühlung« (Bern 1907), in der die gesamte Kunstentwicklung der Menschheit im Widerstreit der beiden im Titel genannten psychologisch motivierten alleinigen Anschauungsformen betrachtet wird, erlangte immense Bedeutung vor allem unter Künstlern und Architekten. Eine ganze Intellektuellengeneration, die sich später als »Expressionismus« zusammenfassen lassen sollte, Macke, Marc und Kandinsky voran, gab Worringers Thesen einen programmatischen Status. Die enorme Resonanz und Rezeption hielt an bis zum Ende der 20er Jahre. Nach 1945 gab es einen erklärbaren Nachholbedarf in der Rezeption von »Abstraktion und Einfühlung«, die sich aber bald wieder verlor. Erst in den 1990er Jahren flammte das Interesse wieder auf.