Mehr als romantisches Seestück, Seelenlandschaft und Freiheitsversprechen: das Sujet des Meeres in der zeitgenössischen Kunst. In seinem letzten großen Projekt widmete sich Kurator und Museumsdirektor Jan Hoet (1936-2014), der mit seiner streitbaren Ausgabe zur documenta IX (1992) berühmt wurde, dem Phänomen der See - fasziniert von ihrem ständig wechselnden Anblick, dem lebendigen Spiel aus Wasser, Wetter und Licht. Die beruhigende Schönheit der See kommt in seiner Werkauswahl ebenso zum Ausdruck wie die bedrohlich wirkende Unvorhersehbarkeit dieser Naturgewalt. Hoet verstarb vor der Vollendung seiner maritimen Ehrerweisung, die sich so auch zu einer Hommage an den belgischen »Kunstpapst« entwickelte. Die Publikation nimmt Gemälde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Anlass, um die akademische Tradition zu verlassen und den typischen Motiven und narrativen Erzählweisen der Meeresdarstellungen, etwa offensichtlich nach Stürmen gestrandeten Schiffwracks, zeitgenössische Positionen gegenüberzustellen. (Text dt., engl.)