Eine jüngst wiederentdeckte Kollektion an außergewöhnlichen Messgewändern, deren älteste Schöpfung kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) entstand und dessen jüngstes Altarkleid dem Art Deco (um 1930) zuzurechnen ist, eröffnet spannende und unerwartete Einblicke in das eng miteinander verwobene liturgie- und textilgeschichtliche Schaffen aus vier Jahrhunderten. Das Damenstift Niedermünster war eines der ältesten und vornehmsten Damenstifte des Heiligen Römischen Reiches. Nur adeligen Familien von Rang war es gestattet, ihre Töchter zur Erziehung dorthin zu geben. Die ehrwürdigen Fürstäbtissinnen und die ihnen nach der Säkularisation folgenden Dompfarrer erwarben seit dem 17. Jahrhundert einen außergewöhnlichen, bis heute erhaltenen Schatz an liturgischen Gewändern. Er bildet einen der bedeutendsten Textilbestände in Süddeutschland. Die Erforschung dieses Textilbestandes und die Auswertung dreier Inventare des 18. Jahrhunderts zeichnen ein unerwartetes Bild von der mondänen Lebenswelt der Stiftsdamen.