Für das Mittelalter war die Existenz der Engel keine Frage. Die damaligen Vorstellungen beruhten dabei keineswegs auf naiver Frömmigkeit, sondern waren in ihrer Komplexitatät Ausdruck und Resultat höchst rationaler Reflektion. Engel sind Mittler zwischen der Welt Gottes und der Welt des Menschen, doppelseitige Ikonen und Spiegelbilder der einen wie der anderen Welt. Die Darstellungen bringen die Vielfalt der den Engeln zugeschriebenen Funktionen zum Ausdruck: Sie erscheinen als Diener am Thron Gottes, Künder des göttlichen Mysteriums, Überbringer von Botschaften, als Seelengeleiter und Gefährten der Menschen. Und immer wieder begegnet man in der mittelalterlichen Kunst dem Bild des geflügelten Dämon, des gefallenen Engels, der zum Fürst der Finsternis wird.