Bereits gute 50 Jahre vor Etablierung der historischen Aufführungspraxis spielte die Bogenhauser Künstlerkapelle (1899-1939) auf historischen Instrumenten - nicht aus akademischem Interesse, sondern einzig aus Neugier und Spielfreude. Ihr außergewöhnliches Repertoire umfasste daher bayerische Volksmusik und Moritaten genauso wie Werke aus Renaissance, Barock, Klassik und Romantik. Die hier vorgelegte Aufnahme umfasst einen Querschnitt des in den originalen Stimmbüchern erhaltenen, abwechslungsreichen Repertoires: Losgelöst von wissenschaftlichen Kriterien beschäftigten sich die Bogenhauser über alle Genregrenzen hinweg mit allem, was ihr Interesse reizte. So stehen z.B. Chopins Trauermarsch und Menuette von Mozart und Bizet neben Bachs Actus Tragicus, Kompositionen von Rameau, Corelli und Arcadelt neben folkloristischen Tänzen und Frank Wedekinds Tantenmörder. Resultat ist ein einzigartiges Dokument der Vorreiterrolle, die die fast vergessene Bogenhauser Künstlerkapelle einnahm, das durch seine erfrischenden Überraschungen jenseits der gewohnten Klangbilder der Alten Musik auch heute besticht. Die Wiederentdeckung dieser »Alten Musik«-Avantgarde wird vom Ensemble Arcimboldo hervorragend zum Klingen gebracht.