Ana-Marija Markovina versteht Mendelssohns Werk als »ein Kosmos«, der sich ihr auftat. »Es gab Welten, die darauf warteten, entdeckt zu werden.« Dies wird in ihrer Gesamteinspielung spürbar, bei der sie Wert darauflegt, dass die kohärente Form vonPräludium und Fuge, die konzeptionell nicht voneinander getrennt werden dürfe, eine Einheit bildet. Jeder Fuge hat sie deshalb das zugehörige Präludium vorangestellt, wie Mendelssohn es beabsichtigt hatte. Bei denLiedern ohne Wortehandelt es sich dagegen um Sammlungen. Mendelssohn hat sie für die Veröffentlichung in Sets von jeweils sechs Stück geschrieben. Dementsprechend hat Ana-Marija Markovina die Lieder ohne Worte in die chronologische Abfolge aufgenommen. Um Mendelssohns Leben und Werk wirklich zu verstehen, scheint es Markovina unerlässlich zu sein, auch seineFragmentezu studieren. »Die großen Werke der Weltarchitektur, insbesondere jene, die die jüngste Zeit und die Gegenwart dokumentieren, können nur verstanden werden, wenn wir die ersten flüchtigen Bleistiftskizzen kennen. Auch Kompositionen sind Bauwerke. Mendelssohns Entwürfe zeigen sein Genie viel deutlicher als die »alten Favoriten«, die wir alle so gut kennen.« Mendelssohn war wirklich »auf der Suche nach der Essenz«. Seine Korrekturen und Durchstreichungen sind deshalb aus der Sicht Markovinas mindestens so spannend wie das fertige Werk selbst und haben daher ihren Platz in dieser Aufnahme.
