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Das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilian I.

Faksimile. Coron Verlag 1999.

10,3 x 7 cm, 724 Seiten mit 27 ganzseitigen Miniaturen, 16 Ornamentseiten, 11 größeren und 36 kleineren Miniaturen originalgetreu wiedergegeben. Der Buchblock ist an allen drei Seiten mit Goldschnitt versehen. Der Einband besteht aus rotem Samt und ist mit einer teilvergoldeten Schließe aus Sterlingsilber versehen. Der Faksimileband wird wie das Original in einem Lederetui aufbewahrt.

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Versand-Nr. 199125
geb. = fester Einband; pb. = Paperback-Ausgabe;
Tb. = Taschenbuch; Sonderausgabe = Ausstattung einfacher, evtl. Vergleichspreis nennt die gebundene Ausgabe


Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Signatur 78 B 12. Die Verbindung der Häuser Habsburg und Burgund und die im Jahr 1477 unter schwierigsten Bedingungen abgeschlossene Ehe zwischen Maria von Burgund, der einzigen Tochter und Erbin Karls des Kühnen, und dem Sohn Kaiser Friedrichs III., Maximilian, war ein romantisch-idyllisches Intermezzo im harten politischen Geschehen im Europa des ausgehenden Mittelalters. Ihr Liebes- und Familienglück war insofern ungewöhnlich, als die Ehe nach rein politischen Erwägungen, ohne Rücksicht auf die Gefühle der Betroffenen geschlossen worden war. Beredtes Zeugnis dieser königlichen Beziehung und gleichzeitig eine der wohl schönsten Bilderhandschriften des burgundischen Fürstenhauses ist eine Prachthandschrift im Berliner Kupferstichkabinett, die eines der faszinierendsten Kunstwerke der Geschichte darstellt. Im zierlichen Format von wenig mehr als sieben mal zehn Zentimetern ist das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians mit 362 Blättern ein reich bebildertes Werk - auf nicht weniger als 90 Seiten enthält es prächtige Malereien und Ornamentgestaltungen. Sie alle umgibt farbiger Bordüren-schmuck, der in unerschöpflicher Phantasie Ornament und Naturbeobachtung verbindet, so daß aus Akanthus und Blumen, Früchten und Schmetterlingen sowie den Initialen von Maria und Maximilian eine unvergleichliche Pracht entsteht. Diese in vielen Bordüren eingestreuten Initialen sowie die eingefügten Wappen lassen keinen Zweifel daran, daß die beiden den kleinen Band besessen haben. Ein weiterer Beweis ist ein von Maximilian in die Handschrift eingefügtes Autograph, mit dem er das Stundenbuch nach dem frühen Tod Marias ihrer gemeinsamen Tochter Margarete widmet. Der Codex muß in der Zeit der Ehe von Maria und Maximilian zwischen 1477 und 1482 geschaffen worden sein. Damit gehört er zu den frühesten Zeugnissen eines Stils, der die Spätzeit der burgundischen Buchmalerei bis weit ins 16. Jahrhundert hinein prägen sollte. Mit plastischer Blumenpracht umgeben diese Bordüren ungemein detailreich gestaltete Bildfelder mit ihren minutiösen Darstellungen aus Bibel und Heiligengeschichte. Die Blicke, die der Maler dort gewährt, sind ebenso ungewohnt wie die Bordüren. Er erschließt Innenräume und weite Landschaften und tritt mit den besten Tafelmalern seiner Zeit in einen Wettstreit, bei dem die Buchkunst nicht selten triumphiert - zumal in Handschriften aufbewahrte Miniaturen sehr viel strahlender erhalten sind als Gemälde. Nicht nur für die Tafelmalerei, auch für die Buchkunst setzte er neue Maßstäbe: Mehr als eine Generation später hielt sogar der große Simon Bening so manche Bildidee aus dem Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund für gültig. Epochal hatte sich in diesen zarten Bildern der Blick für die vertrauten Geschichten gewandelt, die Buchmaler seit langem zu wiederholen gewohnt waren. Packend werden die Szenen geschildert, drastisch, wenn es um Passion und Martyrium geht, lyrisch, wenn der Kindheit Jesu und der Muttergottes gedacht wird. Die Miniaturen im Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund gehören zu den herausragendsten Beispielen einer Buchkunst, die auch und besonders im kleinen Format die Welt perfekt einzufangen versteht. Da die zeitlich weit entrückten Geschichten in die Lebenswelt des Künstlers übertragen wurden, bieten sie zugleich einen unerschöpflichen Spiegel des Lebens in der Spätzeit des Herzogtums Burgund, das nach Marias frühem Tod in Maximilians Hände überging, um dann in den Erbfolgekriegen zu zerbrechen. Wie der Maler der Miniaturen hieß, die mit einer Ausnahme durchwegs von einer Hand geschaffen wurden, wissen wir nicht. Nur in sehr wenigen anderen Handschriften stößt man wieder auf diesen hervorragenden Künstler - als »Berliner Meister der Maria von Burgund« ist er Kunstfreunden und Bibliophilen schon lange ein Begriff. Die berühmteste Miniatur jedoch ist zweifellos das Vollbild der »Drei Lebenden und der Drei Toten«, das die Forschung schon immer vor ein Rätsel gestellt hat (siehe den aufgeschlagenen Band oben). Eindeutig ist hier Maria von Burgund als Hauptfigur zu identifizieren. Könnte die Miniatur erst nach dem Tode Marias als letzte Hommage ihres Gatten Maximilian eingefügt worden sein oder sollte das Bild in bestem spätmittelalterlichen Sinn die hohe Tugend der Unerschrockenheit auch im Angesicht des Todes demonstrieren und damit der Herzogin in ganz entschiedener Weise huldigen? Der Kommentarband wird sich dieser Fragen annehmen und sie zu lösen versuchen. Der wissenschaftliche Kommentarband zu dieser Faksimile-Edition wird von mehreren Autoren verfaßt, die sich eingehend mit der Handschrift, ihrer künstlerischen Ausstattung und ihrem historischen und kunsthistorischen Umfeld beschäftigt haben: Prof. Dr. Eberhard König erforscht das Verhältnis von Wort und Bild. Dr. Bodo Brinkmann folgt den Verwirrspielen um den Meister der Maria von Burgund, um den Charakter des Malers zu fassen, der die Berliner Handschrift gestaltet hat und Prof. Dr. Fedja Anzelewsky untersucht die Bezüge zu Maria von Burgund und Maximilian sowie die Geschichte ihrer Ehe; Dr. Frauke Steenbock geht der komplizierten Überlieferungs-geschichte des Codex nach. Die Faksimile-Edition: Das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund und Kaiser Maximilians wird heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz unter der Signatur 72 B12 aufbewahrt. Die Auflage der Faksimile-Edition ist weltweit streng auf 980 Exemplare limitiert.