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Das große Buch vom Geiz.

Von Rainer Nitsche. Berlin 2003.

12 x 20 cm, 128 S., geb.

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Beschreibung
Wo die Welt sich von allen Tugenden zu verabschieden scheint, wird ausgerechnet der Geiz als neue Leit-Tugend entdeckt: »Geiz ist geil«, kräht es von Plakaten, Leute warten drei Stunden, um drei Cent pro Tankfüllung zu sparen, lange Reisen werden unternommen, um sich billiger frisieren zu lassen; im Internet werden verbissen Tipps ausgetauscht, wie und wo man etwas noch günstiger ergattern kann. König ist, wer möglichst gar nicht konsumiert. Blass sind die Farben der Saison, ausgemergelt die Figuren, karg die Gefühle, stolz die Gesten des Verzichts. Höchste Zeit also, sich dem Phänomen zu nähern. Als Tugend galt Geiz vorher nur im Frühkapitalismus: man sparte, um ein Geschäft zu beginnen oder zu erweitern, und wenn man sich die richtige Religion aussuchte, war man sich eines Ehrenplatzes im Himmel sicher - allerdings auch des Spotts von Zeitgenossen, die ahnten, dass irdisches Vergnügen himmlischen Hoffnungen immer vorzuziehen sei. Auch in der Literatur tun sich beim Thema Geiz eher Abgründe auf: Molière, de Sade, Balzac oder auch Kant, Knigge und Johann Peter Hebel präsentieren ihn als fanatische Sparwut, als masochistische Selbstdressur, als soziale Zumutung oder auch als komische Marotte. Und in der Wissenschaft wird Geiz als psychische Deformation oder neurotische Reaktion, vergleichbar mit chronischen »Stuhlverstopfungen«, bewertet. Das Hohelied auf eine unterschätzte Leidenschaft; eine Würdigung der zur Zeit modischen Sparwut und Einblicke in ein abgründiges Lebensprinzip: Spaß macht, was umsonst ist.
Details
  • Autor Rainer Nitsche
  • Erscheinungsdatum 01.01.2003
  • Anzahl Seiten 128
  • Bindung gebunden
  • Format 20,00 x 12,50 x 1,50 cm
  • Herausgeber Transit Buchverlag
  • Produktsprache deutsch